Verabschiedung nach 30 Jahren Gesellschaft Minderheiten Schweiz
| Text gelesen von Gülcan Akkaya anlässlich meines Rücktritts als GMS-Vizepräsidentin
Verabschiedung von Cécile Bühlmann, Vizepräsidentin der GMS
25.06.24 in Zürich
Liebe Cécile, ich wünsche mir, dass ich wie Du noch in 20 Jahren energisch, wütend, empört und mit viel Herzblut gegen Ungerechtigkeiten kämpfe und mich zu den gesellschaftlichen und politischen Fragen positioniere. Du bist für mich ein echtes Vorbild! Dein Engagement für die Einhaltung der Menschenrechte und den Schutz von Minderheiten, Dein Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und jegliche Form von Diskriminierung ziehen sich wie ein roter Faden durch Deine Sozialisierung, Dein Berufsleben und Deine politische Tätigkeit. In einem Artikel für den Sozialalmanach der Caritas Schweiz aus dem Jahr 2015 mit dem Titel «Für Menschenrechte gilt links und rechts nicht» schreibst Du, dass Dein Engagement aus Deinem biografischen Hintergrund als Tochter einer italienischen Mutter und aus Deinem Menschenbild, welches von der Gleichwertigkeit aller Menschen ausgeht, hervorgehe. Dieses Menschenbild ist für Dich handlungsleitend. Ganz früh hast Du Dich für eine menschenwürdige Migrationspolitik und für die schulische Integration von Kindern eingesetzt. Als im Jahr 1970 über die Schwarzenbach-Initiative abgestimmt wurde, warst Du als junge Lehrerin in Entlebuch tätig. Du konntest nicht abstimmen, da die Frauen ja kein Wahlrecht hatten. Diese Erfahrung hat Dich nachhaltig für die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft sensibilisiert und politisiert. Deine Arbeit und dein politisches Handeln hast Du immer mit der Analyse der gesellschaftlichen Bedingungen verknüpft. Das Verhältnis zwischen Arm und Reich, zwischen den Geschlechtern, zwischen globalem Süden und Norden, zwischen den Minderheiten und der Mehrheitsgesellschaft hattest Du immer im Blick. In der GMS warst Du eine Seismographin: Du hast immer Aktuelles zu Menschenrechten, Minderheiten, Rassismus und Diskriminierungen sofort aufgenommen, zur Diskussion gestellt und jeweils angeregt einen Standpunkt dazu zu verfassen. In den letzten Jahren hast Du etliche Standpunkte konzeptionell und inhaltlich begleitet und redigiert. Liebe Cécile, mit Deiner klaren Haltung und mit Deinem Menschenbild bist Du für benachteiligte Menschen und ausgegrenzte Minderheiten, für Sans-Papiers, Flüchtlinge und Armutsbetroffene eine wichtige Stimme in diesem Land! Du setzt Dich für Menschen, die wenig Einfluss haben, und ihre Rechte ein. Dafür danke ich Dir von Herzen. Für mich gilt – und ich kann das auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen hier sagen: Ich werde Dich und Deine kämpferische und klare Haltung in der GMS vermissen.
Danke vielmals!
Gülcan Akkaya