Eine Vollblutpolitikerin tritt ab

| Aargauer Zeitung

Die grüne Luzernerin tritt nach 14 Jahren als Nationalrätin zurück

Gestern ist Cécile Bühlmann von der nationalen Politbühne abgetreten - in der Überzeugung, mit ihrer Politik der Zeit einen Schritt voraus zu sein.

«Eine Ära geht zu Ende», sagt Ruth Genner, Präsidentin der Grünen. Seit 14 Jahren vertritt die 56-jährige Luzernerin Cécile Bühlmann die Grünen im Nationalrat, seit zwölf Jahren amtet sie als Fraktionschefin. Gestern sass sie das letzte Mal im Nationalratssaal. «Ich habe eine intensive und nicht immer einfache Zeit erlebt», sagt sie. Als Vollblutpolitikerin falle ihr der Abschied nicht leicht.

Sie hat miterlebt, wie 1995 von 14 Grünen fast die Hälfte abgewählt wurde und die Fraktion bis 2003 wieder auf 15 Personen anwuchs. Jetzt sei die Partei auf Erfolgskurs, weil sie ein klares Profil habe und eine wichtige Ideengeberin sei.

Fasziniert hat Bühlmann an ihrem Amt als Nationalrätin, dass sie nah am politischen Geschehen war und Einfluss nehmen konnte - obwohl sie immer wieder Niederlagen einstecken musste. «Ich weiss, dass die Werte, welche die Grünen vertreten, wichtig sind, auch wenn wir in der Minderheit sind.» Die feste Überzeugung, mit ihren Forderungen besonders im Umweltbereich der Zeit voraus zu sein, habe sie in ihrer Arbeit bestärkt. Auch als Vizepräsidentin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus und als Dozentin für Migrationsfragen an der Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern sensibilisiert sie die Öffentlichkeit für ihre Anliegen.

«Sie ist nicht meine grosse Liebe», sagt der Zürcher SVP-Nationalrat Hans Fehr diplomatisch. Bühlmann reagiere manchmal fast schon bösartig gegenüber der Haltung der SVP. Die Zusammenarbeit sei schwierig. Anders FDP-Präsident Fulvio Pelli: «Ich schätze ihr Engagement sehr, obwohl wir politisch nicht immer derselben Meinung sind.» Bühlmann sei eine sehr sympathische Frau, mit der er sich oft austausche.

Geprägt hat sie, dass sie 1970 als Frau nicht über die Schwarzenbach-Initiative abstimmen konnte. «Ich war unglaublich empört», erinnert sie sich. Sie engagierte sich in der Frauenbewegung und macht sich heute für eine Frauenquote stark.

Doch nun blickt Bühlmann vorwärts. Sie tritt nicht aus Frustration ab, sondern um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Künftig will sie sich auf ihre neue Stelle als Geschäftsführerin des christlichen Friedensdienstes konzentrieren und mehr Zeit für ihre Hobbys und ihren Mann haben.

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